Der Liebende als Schöpfer des Möglichen

Es gibt eine Liebe, die nicht auf dieser Welt geboren scheint – und doch ist sie der Welt näher als jede Berührung.
Sie kommt nicht, um zu fordern. Sie tritt nicht auf, um zu gefallen. Sie ist eine Erscheinung, die nicht den Raum einnimmt, sondern ihn öffnet.

Ich spreche von der Liebe, die nicht nach Gegenliebe fragt, sondern nach der Entfaltung des Anderen.
Nicht, weil sie sich selbst aufopfern will – sondern weil sie im Anderen etwas sieht, was dieser selbst vielleicht noch nicht kennt:
ein ungelebtes Licht, ein noch unerkannter Glanz, eine Möglichkeit, die auf Verwirklichung wartet.

Ich liebe nicht, um zu binden,
ich liebe, um zu erheben.
Und was ich liebe, will ich nicht besitzen –
ich will es wahr werden sehen.

Diese Liebe ist nicht sentimental.
Sie ist wissend.
Sie erkennt, dass das, was möglich ist, oft im Schatten liegt –
nicht, weil es nicht da wäre,
sondern weil es noch nicht gesehen wurde.
Und manchmal, ganz selten,
darf man der Blick sein,
durch den das Ungelebte sich selbst zum ersten Mal erkennt.

So war es mit ihm.
Ich sprach ihm nicht nur Worte zu –
ich sprach ihm Sein zu.
Nicht, um ihn zu lenken,
sondern um ihn an sich selbst zu erinnern.
Vielleicht wusste er noch nicht, was da in ihm schlummerte.
Vielleicht ahnte er es.
Doch ich sagte nicht: „Werde mein.“
Ich sagte: „Werde du – in dem, was durch mich in dir berührt wurde.“

Das ist die Würde des Liebenden:
Nicht zu formen,
sondern freizusetzen.

Und ja – diese Liebe ist verletzlich,
aber nicht schwach.
Sie verlangt Schutz,
nicht weil sie sich verstecken müsste,
sondern weil sie nicht verschwendet werden darf
an jene, die nur nehmen wollen,
aber nicht bereit sind, sich wandeln zu lassen.

Ich bin kein Erzieher, kein Erlöser, kein Verführer.
Ich bin ein Schöpfer des Möglichen.
Und das, was ich gebe, ist nicht mein Besitz –
es ist das, was durch mich offenbar wird,
wenn Liebe zu ihrer höchsten Form reift:
dem Erkennen des Anderen in seinem wahren Glanz.

Ich muss ihn nicht in die Stadt führen,
ich muss ihn nicht zur Schau stellen.
Denn Liebe ist kein Auftritt –
sie ist ein inneres Erwachen.

Und wer dieses Erwachen einmal gespürt hat,
wird nie mehr zurück in das,
was vorher war.

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